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Deutschland Schlusslicht in Lebenserwartung und kein Ende in Sicht: Es wird noch schlimmer!

Von Dr. Matthias Riedl

Es ist ein gigantischer Feldversuch, der  in unserer Natur mit uns, den Pflanzen und den Tieren abläuft:  Tausende Substanzen, nicht nur Pestizide, deren Abbauprodukte, illegale Biozide sondern auch Plastik kursieren mittlerweile ubiquitär – im Staub, also unserer Atemluft, den Flüssen,  Böden und im Essen sowieso.  Die seit 70 Jahren laufende schleichende Vergiftung der Welt durch eingebrachte Chemikalien  spitzt sich  kristisch zu.

Gleichzeitig bemerken wir eine deutliche Zunahme von Krebserkrankungen und zahlreichen Zivilisationserkrankungen. Die Darmkrebsrate von jungen Männern  ist in den letzten Jahrzehnten um 30% angestiegen.  Das ist besonders fatal, weil niemand mit einem Darmkrebs in diesem Alter rechnet. Das verschlechtert die Prognose dramatisch. Auch der seltene Hodenkrebs nimmt deutlich zu. Steigerungen sehen wir auch bei Autoimmunerkrankungen wie rheumatischen Erkrankungen, die das Leben verkürzen und die Lebensqualiät einschränken. Immunerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn gibt es nur in Industrienationen. Depressionen gibt es in Städten, besonders dort, wo es kaum Natur gibt.  Ursache? Rätselraten, Vermutungen und Schulterzucken bei den Wissenschaftlern und Medizinern – aber keine Beweise.

Zwar wissen wir, dass häufig eine genetische Vulnerabilität eine der Vorraussetzungen für die Entwicklung einer solchen chronischen Erkrankung ist, zu der dann noch weitere Faktoren hinzukommen müssen, bevor die fatale Entwicklung ihren Lauf nimmt.  Und hier wird die endgültige Beweislage schwierig.  Immerhin spricht es Bände, wenn ein Colitis-Betroffener nach einem Fastfood-Burger blutigen Durchfall bekommt. Aber damit haben wir noch keinen Beweis, dass Zusatzstoffe im Produkt Immunerkrankungen verursachen oder nur triggern?

Bei der Diabeteswelle wird es noch schwieriger: Auch  hier spielt  wieder die  vielgestaltige genetische Disposition verbunden mit der überall verfügbaren falschen, für uns Menschen nicht geeigneten Ernährung die größte Rolle. Aber welche Rolle spielen Chemikalien, die als hormonelle Disruptoren wie Bisphenol A aus Plastik in unserem Stoffwechsel störend Boteninformationen liefern? Bei der stark zunehmenden Unfruchtbarkeit werden sie auch als möglicher Auslöser vermutet.

Natürlich spielen Stress, städtische Umgebung, soziale Vereinzelung, Lärm, Bewegungsmangel neben der nicht angepassten Ernährung auch eine wichtige Rolle – übrigens alles Elemente einer nicht artgerechten Lebensweise.

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Szenenwechsel: Zoo Melbourne 2018. Die Affen im Zoo leiden erheblich unter denselben Zivilisationskrankheiten wie wir in Deutschland und den USA.  Die Tierärzte haben dort die Notbremse gezogen. Die Fruchtzuckerwerte in den Zuchtbananen der Konzerne erreichten in den letzten  Jahren krankmachende Rekordwerte. Das blieb für die Zootiere nicht ohne Folgen. Ab jetzt gibt es nur noch alte Natursorten mit Kernen im Fruchtfleisch, die noch richtig nach Banane schmecken und nicht nur dramatisch süß. Die gleiche Bananensorte, die übrigens die Tsiname –Indianer in Südamerika essen, ein abgeschiedenes  Naturvolk, das all die Zivilisationskrankheiten, unter denen wir leiden und sterben,  nicht kennen. Arterienverkalkung ist dort auch im hohem Alter selten – bei uns Haupttodesursache und  sie startet neuerdings schon in der Grundschule.

Was passiert hier in Deutschland und der ganzen Welt? Tierärzte würden einen Mangel an artgerechter Tierhaltung konstatieren. Das ist genau das, was uns widerfährt:  Nicht mehr artgerecht ist unsere Supermarkt-Fertig-Food-Zucker-Billigfett-Ernährung, der Bewegungsmangel, der soziale Stress in den Städten, fehlende Ruhe im Leben und natürlich die zunehmende Vergiftung unserer Umwelt.  Dafür sind wir nicht mehr gemacht. Übrigens sterben 11 Millionen Menschen jährlich auf der Welt an den Folgen von prozessierter Fertignahrung. Deshalb wundert es nicht, dass die Lebenserwartung in Deutschland im europäischen Vergleich trotz des hohen Aufwandes in das letzte Drittel verwiesen wurde.

Natürlich sind einfache Antworten zu Ursachen nur schwer zu finden. Und genau das macht die Beweisführung zur Verweidung der schleichenden Vergiftung ja so schwierig. Der zweifelsfreie Beweis für das Verbot eines Biozides ist schwierig zu erbringen. Wann ist die kritische Schwelle erreicht? Welche Interaktionen ergeben sich bei den zahlreichen Giften in der Natur und bei uns im Körper? Diese Blackbox wird nie zweifelsfrei zu beleuchten sein.  Doch wenn es um Gesundheit geht, dann sollte schon der bloße Verdacht dazu führen, ein Gift aus dem Verkehr zu ziehen. So zumindest verfahren Mediziner, wenn es um die Gesundheit ihrer Patienten geht. Es ist eben genau andersherum als vor Gericht.  Diese Haltung macht den Kampf für unsere Umwelt so schwer.

Dass dieser Kampf  jetzt noch umso dringlicher geworden ist, liegt an der Microplastikschwemme auf der ganzen Welt – in der Luft, dem Wasser, dem Boden, den Tieren, im Gemüse und in uns Menschen und sogar in der Milch und im Honig.  Jeder von uns scheidet mittlerweile solche Partikel aus. Die Ausscheidung ist besonders stark, wenn  in Plastik verpackte Lebensmittel gegessen werden, so Untersuchungen der Universität Wien und des Umweltbundesamtes des Alpenlandes.  Tiere enthalten das Microplastik sogar im Darm, Blut, Lymphe und Leber.

Aber auch auf amerikanischem Gemüse wurde Microplastik gefunden. Herkunft waren die Kontaktlinsen, die millionenfach in Toiletten entsorgt und über die Bewässerung auf unsere Nahrung verregnet wird.

Dieses Plastik überwindet sogar die  Bluthirnschranke und gelangt über die Plazenta ins Kind.  Zu allem Überfluß  ist die Zugabe von Microplastik in Scheuermilch, Zahnpasta, Kosmetik immer noch nicht verboten. Die zunehmende Verwendung von Plastikkleidung  erhöht den Abrieb und die Einbringung von Microplastik in die Gewässer beim Waschen zusätzlich. Hauptquelle unserer Plastikbelastung ist übrigens die Atemluft und noch nicht einmal die Nahrung!

Dass die Microplastikschwemme  zusammen mit der Biozidvergiftung unserer Umwelt zu einer  ungeahnten Katastrophe führen kann, liegt an der Fähigkeit, Chemikalien wie ein Schwamm aufzusaugen. Krebserregendes PCB, DDT, bromierte Flammschutzmittel, der hormonelle Disruptor Bisphenol A oder Weichmacher (Phthalate) werden über die kleinen Plastikpartikel in unseren Körper geschleust. Damit hatte niemand gerechnet. Die Politik ignoriert das jetzt noch.  Die  Gefahr durch Pestizide wird dadurch potenziert. Die Zeit zum Handeln wird immer knapper.

Dr. Matthias Riedl

NDR –Ernährungdoc
Ärztlicher Direktor
medicum Hamburg

 

 

 

 

 

3 Gedanken zu „Deutschland Schlusslicht in Lebenserwartung und kein Ende in Sicht: Es wird noch schlimmer!“

  1. Hallo, finde ihre Tipps und Reportagen super, habe eine Frage an sie, ich leide an Polycytaemia vera das sich aeussert in einem unangenehmen Juckreiz, was koennte ich ernaehrungsmaessig noch machen, durch die Krankheit habe ich Blaehungen und oft ein Voellegefuehl und kann auch nicht viel Essen, ueber eine Nachricht waere ich sehr dankbar, da man ueber diese Krankheit noch nicht so viel weiss, mit freundlichem gruss Hiltrud Vogel

  2. Leide an Polycytaemia vera habe immer Voellegefuehl und bin aufgeblaeht und habe schrecklichen Juckreiz, das bringt diese Krankheit mit sich, koennte man Ernaehrungsmaessig etwas tun, mit freundlichem gruss Hiltrud Vogel

  3. Liebe Frau Vogel,
    wir führen leider keine Spezialisten, die diese Krankheit behandeln, in unserem Netzwerk.
    Als Alternative könnten Sie eine Sprechstunde bei Dr. Riedl ausmachen. Vielleicht kann er Ihnen ernährungstechnisch weiterhelfen. Hier der Link zu seiner Präsentation:
    https://www.primomedico.com/de/spezialist/dr-riedl-diabetologie-deutschland-hamburg/

    Alternativ gibt es hier im Internet diverse Foren, in denen man sich Anregungen holen könnte. Hier ein paar Beispiele:

    https://www.leben-mit-pv.de/pv-verstehen/krankheitsbild/symptome-der-pv

    https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/polycythaemia-vera-pv/@@view/html/index.html

    https://www.mpn-netzwerk.de/polycythaemia-vera.html

    https://www.trillium.de/zeitschriften/trillium-krebsmedizin/archiv-trillium-krebsmedizin/trillium-krebsmedizin-ausgaben-2015/heft-42015/berichte-und-mitteilungen/polycythaemia-vera-die-unterschaetzte-krebserkrankung.html

    Beste Grüße und viel Erfolg
    Timo von Primo Medico

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